Können Kosmetika gegen Cellulite wirklich helfen? 6 Fakten.

Woman in white underwear applying anti-cellulite-cream on thighs

Die Kosmetika können die Straffheit der Haut wirksam verbessern und zumindest eine milde Entwässerung erreichen.

Besucht man die Webseiten von kosmetischen Chirurgen, wird die in dieser Arztpraxis eingesetzten Methode als absolut beste und wirksamste beworben und alles andere (zumindest, bis die Praxis ein anderes Gerät gekauft hat) taugt gar nichts, kosmetische Produkte ohnehin am wenigsten.

In Online-Shops kann man sowohl beste Bewertungen von begeisterten Anwendern von Anti-Cellulite Kosmetika wie auch von enttäuschten Kunden finden.

Viele Frauen beklagen, dass die Produkte, die Sie angewendet haben, die gewünschten Resultate nicht bringen.

Viele anderem haben makellose Beine und behaupten sie brauchen keine Behandlung, obwohl mehr als 90% der Frauen Cellulite haben sollen.

Was stimmt?

Um die Situation etwas zu verdeutlichen, habe ich entschieden, dieses Thema in 6 Fakten zu untersuchen.

Fakt 1. Cellulite ist nicht gleich Cellulite. Es gibt eigentlich 3 Arten von Cellulite:


Art 1.

Adipöse Cellulite (auch «weiche Cellulite» genannt) wird durch lokalisierte Ansammlung von Fett in das Gewebe gebildet. Dies ist typischerweise die Cellulite, die wir leider nur zu gut kennen. Die adipöse Cellulite ist wiederum in Klassen je nach Stadium unterteilt:

Stadium 0, oder keine.

Es ist keine Cellulite feststellbar, auch wenn Sie die Haut kneifen (die Haut auf dem Oberschenkel zwischen Daumen und Zeigefinger rollen). Sind Sie beim Stadium 0? Lesen Sie trotzdem weiter: Bei Cellulite ist Vorbeugung besser als Heilung!

Stadium 1, oder mild.

Das "Orangenhaut" - Aussehen wird erst während einem kneiftest sichtbar.

Stadium 2, oder mässig.

Das "Orangenhaut" - Aussehen wird ohne Kneiftest im Stehen sichtbar; im Liegen ist die Haut jedoch glatt.

Stadium 3, oder schwer.

Das "Orangenhaut" - Aussehen wird im Stehen oder im Liegen sichtbar.

Selbstverständlich können alle diese Stadien auf dem gleichen Bein vorhanden sein: nicht alle Hautregionen werden gleichmässig betroffen.

Art 2.

Fibröse Cellulite (auch «harte Cellulite» genannt) ist hart, kompakt und sitzt tief in den Fettzellen.

Art 3.

Ödemhaltige Cellulite ist weich und wird durch Flüssigkeitseinlagerungen verursacht. Sie ist die am seltensten auftretende Celluliteart.


Mischformen von Cellulite, zum Beispiel eine Kombination aus adipöser Cellulite und ödemhaltiger Cellulite, können auch auftreten.

Jede dieser Cellulitearten oder Mischformen reagiert anders auf Behandlung in Salon, beim Dermatologen oder auf Kosmetika. Fibröse Cellulite wurde oft mit Mesotherapie sehr effektiv behandelt. Bei ödemhaltiger Cellulite haben die chirurgischen Methoden wenig gebracht, die Massage hingegen erzielte gute Resultate. Für die Adipöse Cellulite des Stadiums 2 oder 3 sind Unterschneidungen (Subzäsion) sehr wirksam, allerdings nicht für das Stadium 1.

Ebenso wirken je nach Celluliteart Kosmetika anders. Entwässernde Kosmetika bringen Erleichterung bei ödemhaltiger Cellulite oder deren Mischformen. Straffende Kosmetika können bei Adipöser Cellulite im Stadium 1 oder 2 sichtbare Resultate erziehen; der Erfolg im Stadium 3 hält sich jedoch in Grenzen.

Es lohnt sich also, eine Fachperson zu konsultieren und die Behandlungsmethoden oder Produkte entsprechen zu wählen.

Fakt 2. Jede Person reagiert auf die Behandlung anders.


Liest man die Broschüre eines Dermatologen, die eine Behandlungsmethode beschreibt, stösst man überall auf kleine Sternchen «*». Folgt man dem Sternchen, ist Folgendes zu lesen:

* Einzel-Ergebnisse können variieren.

Einfach ausgedrückt heisst das: es gibt Personen, die fantastisch auf die Behandlung reagieren (von diesen wird dann ein Bild für die Werbung gemacht) und es gibt auch diese, die fast keine Resultate sehen. Bei den meisten liegt das Ergebnis irgendwo in der Mitte. Wie kann das sein, werden Sie sich fragen? Klar, jeder Körper ist anders und einmalig, aber sind die Ursachen der Cellulite nicht längst bekannt und werden vom Entwickler der Behandlungsmethode berücksichtigt?

Die Antwort auf diese Frage ist, dass die Ärzte tatsächlich jetzt ein gutes Verständnis über Cellulite und deren Behandlungsmethoden haben, jedoch bei Weitem nicht alles wissen. Wenn man die gängigen Behandlungsmethoden unter die Lupe nimmt, wird schnell klar, dass ausser bei Unterschneidung oder invasiver Lasertherapie, fast immer darauf abgezielt wird, den Körper dazu zu bewegen, mit der Cellulite selbst fertig zu werden. Dies gelingt von Person zu Person anders. Und es kommt auf spezielle Gegebenheiten des Körpers an: Wird die Cellulite durch zu kurze Bindegewebsstränge verursacht, kann z. B. eine Unterschneidung, bei der diese Bindegewebsstränge durchtrennt werden, die Cellulite sehr wirksam bekämpfen. Ist die Cellulite jedoch ein Resultat von zu grossen Fettzellen (beim elastischen Bindegewebe), dann ist die Unterschneidung weniger wirksam bis wirkungslos.

Genauso ist es auch bei der Anwendung von Cremes und Kosmetika: Trifft das Produkt das richtige Problem, sind die Resultate sehr gut, hilft aber die Wirkung nicht gegen das Problem, werden logischerweise auch keine Ergebnisse erzielt und das Produkt hat wenig Nutzen. Ausserdem reagieren manche Personen sehr gut auf die Cremes oder Seren und manche eben nicht. Bei den meisten Personen liegen die Ergebnisse auch hier irgendwo in der Mitte.

Was tun: Ohne Ausprobieren geht es nicht, aber es ist genauso falsch, wahllos alle möglichen kosmetischen Produkte nacheinander im schnellen Tempo zu testen. Eine Vorselektion kann Ihnen helfen, die Produktauswahl auf solche Produkte zu reduzieren, die das grösste Wirkungspotenzial haben.

Lesen Sie die Produktbeschreibungen auf der Packung genau durch. Kommen die Versprechungen Ihnen zu schwammig vor? Beschreiben die Angaben Wirkungsprinzipien, welche Ihnen unglaubwürdig vorkommen? Wird nur von Hydrierung und Pflege geredet, aber wenig über Cellulite. Dann werden die Resultate wahrscheinlich auch etwas enttäuschend ausfallen. Stehen jedoch konkrete Informationen auf der Packung, kann das Produkt in die engere Auswahl genommen werden.

Vor jeder Anwendung machen Sie eine Bild der betroffenen Stellen mit dem Smartphone (mit und ohne Kneifen) und testen Sie erst auf einer kleinen Stelle, ob Sie allergisch auf das Produkt reagieren. Danach können Sie loslegen. Folgen Sie den Anweisungen genau und wiederholen Sie die Anwendung über den empfohlenen Zeitraum hinweg. Am Schluss machen Sie nochmals ein Bild mit dem Smartphone. Und? Sehen Sie bereits eine Verbesserung?

Fakt 3. Kosmetika können bei Cellulite in tieferen Lagen nicht greifen; Sie können jedoch die Ursachen, die in der Haut sind, bekämpfen.


Mit Kosmetika ist es möglich, genau die Ursachen der Cellulite zu bekämpfen, welche in der Haut oder unmittelbar unter der Haut liegen.

In dieser Region gibt es jedoch einiges zu verbessern und Kosmetika können sehr wichtiges gegen Cellulite bewirken. Sie können das Hautbild straffen, die Haut nähren, die Faszien, welche sich in der Haut befinden, stärken. Eine straffe Haut kann die tieflegende Cellulite gut überdecken und das Erscheinungsbild von Cellulite erheblich reduzieren. Kosmetika können Ihnen helfen, oberflächige Fettklumpen abzubauen, sie regen die Kollagenproduktion an, helfen dabei, die Durchblutung zu fördern und entwässern.

Physische Peelings, wie z. B. Salzgranulat, bringen Blut an die Oberfläche und erzeugen sofort ein plumpes und straffes Aussehen, das mehrere Stunden andauert. Einige Cremes verwenden Retinol zur Förderung des Kollagenwachstums und Aminophyllin, um die Haut an der Oberfläche straffer zu machen, während Koffein die Fettzellen direkt unter der Haut dehydriert, damit sie weniger ausgeprägt erscheinen. Andere Cremes enthalten Antioxidantien wie Resveratrol, um das Aussehen der Cellulite zu reduzieren.

Bedenken Sie auch: Eine profesionelle Therapie kann die tieflegende Ursache wirksam bekämpfen, eine straffere Haut bekommen Sie dadurch jedoch noch nicht! Das Ergebnis von professionellen Behandlungen, welche tief unter der Haut greifen, wird von einer schöneren und straffen Haut nur verbessert.

Ausserdem können leichte Stadien der Cellulite mit Kosmetika gut versteckt werden. Die Verbesserung bei späteren Stadien fallen leider nur geringfügig ins Auge, was zu der Fehlbeurteilung führen kann, dass die Kosmetika gar nicht wirken. Wird bei den späteren Stadien zuerst eine professionelle Behandlung durchgeführt, werden die weiteren Verbesserungen durch Kosmetikprodukte klarer sichtbar.

Kosmetikprodukte gegen Cellulite enthalten Inhaltsstoffe, die Ihnen helfen können, Ihre Cellulite besser aussehen zu lassen. Obwohl nicht so effektiv wie die dermatologische Behandlung, haben sie definitiv einen Platz in der effektiven Behandlung. Anti-Cellulite-Produkte können regelmässig angewendet werden um die Hauptbehandlung zu unterstützen oder die guten Ergebnisse zu verlängern. Sie können auch für sich allein angewendet, gute Ergebnisse bringen.

Fakt 4: Keine der Cellulite-Behandlungsmethoden kann nach heutigem Wissen die Cellulite 100% eliminieren.


Auch die wirksamsten professionellen Methoden, die Tausende von Franken oder Euro pro Behandlung kosten, bieten nur eine Verbesserung, die je nach Methode oder Person variiert. Manche Patienten haben hervorragende Resultate und manche sind auch nach teuersten Behandlungen unzufrieden. Das Gleiche gilt auch für Kosmetika. Keines der Produkte bietet eine Wunderlösung, zumindest noch nicht.

Das Grund dafür ist, dass Cellulite eine komplexe Hauterscheinung ist, bei der viele Probleme eine Rolle spielen und jeder der einzelnen Probleme ist mit einer bestimmten Methode an effizientesten zu lösen. Zu kurze Bindegewebsstränge werden am effizientesten mit einer Unterschneidung behandelt, Wasseransammlungen mit einer Lymphdrainage, Fettreduktion mit Lipolyse und Hautstraffung mit einer straffenden Creme oder einem Serum. Man kann nicht erwarten, dass eine Creme die Bindegewebsstränge unterschneidet, egal wie lang Sie die Creme oder Serum anwenden. Hingegen kann Unterschneidung die Haut auch nicht straffen, egal wie viel Bindegewebsstränge durchtrennt werden.

Darum gilt im Allgemeinem, dass verschiedene Methoden am besten in Kombination funktionieren. Jede professionelle Behandlungsmethode empfiehlt ausserdem für bessere Resultate ein Lebestillanpassung mit gesunder Ernährung und viel Bewegung.

Welche Kombination am effizientesten ist, hängt von vielen Parametern ab, nicht zuletzt vom Stadium der Cellulite. Bei den anfänglichen Cellulite-Stadien reichen Kosmetika mit einer Massage zuhause oft aus. Bei schwereren Cellulite-Stadien sind, ohne professionelle Behandlungen, kaum gute Resultate zu erwarten.

Eine signifikante Verbesserung kann jedoch durch die Kombination von dermatologischer Behandlung, der Verwendung von Cremes oder Seren und der Aufrechterhaltung eines gesunden Lebensstils durchaus erreicht werden.

Fact 5. Die Kosmetika brauchen Zeit, um zu wirken (und wirken nicht wenn sie nicht angewendet werden).


Wenn es um Ihre Haut geht, müssen Sie manchmal lange am Ball bleiben, um Ergebnisse zu erzielen. Als Faustregel gilt: Je mehr Arbeit auf zellulärer Ebene geleistet werden muss, desto länger dauert es, bis ein Unterschied sichtbar wird. Soll die Hautstruktur nachhaltig verbessert werden, kann man nicht mit Ergebnissen in weniger als ein paar Wochen rechnen.

Einige Dinge funktionieren schnell: Feuchtigkeitscreme kann die Haut sehr schnell hydrieren. Cellulite, oder auch z. B. Pigmentierung zu behandeln, wird jedoch ein wenig länger dauern. Wenn Sie z. B. Retinol verwenden, bedeutet das eine Veränderung auf zellulärer Ebene, also wird es mindestens drei Monate dauern, bevor Sie erste Resultate sehen.

Die Cellulite-Kosmetika brauchen mindestens drei Wochen, um die Wirkung zu erzielen. Wer bereits nach 2-3 Tagen Resultate erwartet, wird enttäuscht.

Ein anderes Thema ist, wie lange die Wirkung hält. Cremes können helfen, die Sichtbarkeit von Cellulite zu verringern, aber die Wirkung ist in den meisten Fällen nicht dauerhaft. Sie müssen das Produkt regelmässig auftragen, um Ergebnisse zu erhalten.

Fakt 6. Die Wissenschaft entwickelt sich ständig weiter.


Sie haben vor 10 Jahren eine Anti-Cellulite-Creme probiert und waren enttäuscht?

Möglicherweise ist es an der Zeit sich nochmals umzusehen: In der Zwischenzeit sind einige Forschungsergebnisse belegt und in wirksame Produkte umgesetzt worden. Das trifft natürlich nicht nur auf Kosmetika zu. Die Geräte, welche in den 2000er Jahren zur Cellulite-Bekämpfung in Salons zur Anwendung kamen, sind mittlerweile auch schon längst verschrottet.

Die kosmetischen Produkte werden in der Regel jede 3-5 Jahre reformuliert, um die neuesten Erkenntnisse aus der Forschung zu implementieren. Es lohnt sich also, nochmals einen Versuch zu wagen.

Behalten Sie jedoch Ihren Skeptizismus noch dabei. Manchmal hat eine Reformulierung nichts mit Verbesserung zu tun, sondern ist notwendig, weil die Gesetzgebung sich geändert hat, ein Inhaltsstoff durch die Medien in ein schlechtes Licht gerückt wurde oder plötzlich nicht mehr lieferbar ist. Eine Reformulierung kann auch aus Kostengründen gemacht werden (sprich «mehr Gewinn») und einfach nur, um das Prädikat «neu» auf die Verpackung kleben zu können. Diese Änderungen haben mit Wirksamkeit dann meist wenig zu tun.

Zusammenfassung


Wie aus diesen Fakten vorgeht, haben Kosmetika durchaus ihren Platz in der Cellulite-Behandlung. Cellulite ist ein komplexes Problem mit vier Bestandteilen: Fettansammlung unter der Haut, unelastisches Bindegewebe, Wasser im Gewebe und mangelnde Hautfestigkeit.

Die Kosmetika können die Straffheit der Haut wirksam verbessern und zumindest eine milde Entwässerung erreichen, um so wenigstens einen Teil des Problems zu beheben. Die anderen Ursachen für Cellulite: Fettansammlungen unter der Haut und unelastisches Bindegewebe müssen Sie jedoch mit anderen Mittel bekämpfen.

IONIA AZURÉ Blog.

Das IONIA AZURÉ Blog wird von neun Freelance-Beiträgerinnen zusammengestellt. Jede der Beiträgerinnen hat einen langjährigen Präsenz in der Beauty-Szene und schreibt über Themen, die sie am besten kennt. Die Autorinnen steht es frei zu schreiben über was sie wollen und wie sie wollen; Sie haben jedoch sich verpflichtet wissenschaftlich korrekte, fundierte und vor allem unterhaltsame Artikel zu veröffentlichen. Viel Spass beim Lesen!

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